3 Fragen an den Experten: Depression nach der Geburt

Kurzinterview zu Depression nach der Geburt, mit em Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Ulrich Hegerl der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Woran erkennt man eine Depression nach der Geburt?

Prof. Hegerl: 10 bis 15 % der Frauen entwickeln nach der Geburt eine sogenannte postpartale Depression. Sie ist wie die Depression in anderen Lebensphasen gekennzeichnet durch gedrückte Stimmung, Schlafstörungen, Erschöpfungsgefühl und Hoffnungslosigkeit. Weder Trauer noch Freude können wahrgenommen werden, auch keine warmen Gefühle gegenüber dem Kind. Dies ist mit quälenden Selbstvorwürfen verbunden, keine gute Mutter zu sein. Die Schwierigkeit besteht häufig darin, dass die Symptome als normale Erschöpfungsreaktion auf Geburt und Pflege des Kindes fehlinterpretiert werden und sich betroffene Frauen auch aus Scham keine Hilfe holen. Jede Mutter muss aber wissen: Eine Depression nach der Geburt ist kein persönliches Versagen oder Lieblosigkeit. Es ist eine ernsthafte Erkrankung, die behandelt werden kann und muss.

Wie wird die Depression nach der Geburt behandelt?

Prof. Hegerl: Mit professioneller Hilfe gelingt es fast immer, die depressive Episode innerhalb weniger Wochen zum Abklingen zu bringen. Die wichtigsten Säulen der Behandlung sind Medikamente und Psychotherapie. Die medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva führt am schnellsten zu einer Besserung der Beschwerden und ist auch bei stillenden Müttern möglich. Unter den Psychotherapieverfahren hat die Kognitive Verhaltenstherapie die besten Wirksamkeitsbelege. Ist bei schweren postpartalen Depressionen eine stationäre Behandlung der Mutter nötig, so bieten übrigens die meisten Kliniken einen gemeinsamen Klinikaufenthalt der Mutter mit dem Kind an.

Was kann ich als Angehöriger tun?

Prof. Hegerl: Angehörige spielen oft eine wichtige Rolle dabei, möglichst schnell ärztliche Hilfe zu holen. Der Erkrankten fehlt dafür meist die nötige Energie und Hoffnung. Wissen sollte der Partner aber auch, dass er weder Schuld an der Depression hat, noch für die Heilung verantwortlich ist. Eine Depression ist mit Liebe ebenso wenig zu heilen wie eine Blinddarmentzündung. Es ist für die Erkrankte aber eine große Hilfe, jemanden an der Seite zu haben, der zu einem hält, Mut macht und unterstützt.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Webseite der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und beim Verein Schatten und Licht e.V., eine Reportage über psychische Krisen nach der Geburt von Spiegel TV finden Sie außerdem hier

Medienhinweise

ZDF 37 Grad: Ich bin noch da Suizidgedanken junger Menschen

*Triggerwarnung: Suizidgedanken*: Es ist nach wie vor ein Tabuthema, dabei ist Suizid die zweithäufigste Todesursache unter den 15- bis 25-Jährigen.

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In der Reihe Menschen hautnah: „Heute euphorisch, morgen depressiv - Arno ist bipolar“ im WDR Fernsehn.

Arno W. leidet an einer bipolaren Störung – seine Stimmung schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Seit mehr als 15 Jahren stellt die Krankheit sein Leben immer wieder komplett auf den Kopf.

43:32 Min. Von Pia Huneke und Yves Schurzmann.

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