Zwei Fragen an Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Wie kommt es zu Gedächtnisstörungen in der Depression?
Hegerl: Bei schweren Depressionen berichten viele Patienten, dass sie sich nichts mehr merken können. Manche haben Angst an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken. Das ist aber nicht der Fall. Die Gedächtnisstörungen haben damit zu tun, dass man in der Depression in sich selber versunken ist, die Dinge um sich herum nicht richtig wahrnimmt und sich nicht konzentrieren kann. Deshalb bleiben viele Informationen nicht hängen. Hinzu kommt, dass man auch gefühlsmäßig nicht richtig dabei ist. Nichts interessiert einen und prägt sich deshalb auch nicht ein. Wenn die Depression behandelt wird, kommt das Interesse wieder zurück und das Gedächtnis wird so, wie es vorher war.
Wie lassen sich Probleme beim Sprechen oder Wortfindungsstörungen erklären?
Hegerl: Das Denken ist in der Depression gehemmt. Alles erfolgt gegen einen Widerstand. Das merkt man auch beim Sprechen. Viele haben Schwierigkeiten überhaupt flüssig zu antworten und die Gedanken zu ordnen. Die Patienten sind in der Depression in einer permanenten inneren Aufregung. Deshalb haben Betroffene das Gefühl, es fallen ihnen die Worte nicht mehr ein. Auch diese Wortfindungsstörungen sind Symptome der Depression, die mit der Behandlung abklingen und nicht Zeichen einer Demenz.