Massive Folgen für die psychische Gesundheit infolge der Corona-Maßnahmen

Menschen mit Depression sind durch die Corona-Maßnahmen besonders belastet. Jeder zweite Erkrankte hat im ersten Lockdown massive Einschränkungen in der Behandlung seiner Erkrankung erlebt. Das zeigt das gerade veröffentlichte vierte „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – gefördert durch die Deutsche Bahn Stiftung. Befragt wurden 5.178 Personen zwischen 18 und 69 Jahren in einer repräsentativen Online-Befragung im Juni/Juli 2020.

Deutschland-Barometer Depression

Menschen mit Depression sind deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung: Der Lockdown wurde im Vergleich zur Gesamtbevölkerung als deutlich belastender erlebt (74 % versus 59 %). So leiden Betroffene fast doppelt so häufig unter der fehlenden Tagesstruktur. In der häuslichen Isolation blieben depressiv Erkrankte zudem deutlich häufiger tagsüber im Bett als die Allgemeinbevölkerung (48 % versus 21 %). „Lange Bettzeiten können die Depression jedoch weiter verstärken. Ein Teufelskreis beginnt“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Die Corona-Maßnahmen führen zudem zu massiven Einschnitten in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen: Jeder zweite Betroffene (48 %) berichtet von ausgefallenen Behandlungsterminen beim Facharzt oder Psychotherapeuten während des Lockdowns. Jeder zehnte an Depression erkrankte Befragte erlebte sogar, dass ein geplanter Klinikaufenthalt nicht stattfinden konnte. Um der Versorgungslücke entgegen zu wirken, erhielten Ärzte und Psychotherapeuten im Frühjahr 2020 die Möglichkeit, Videosprechstunden oder telefonische Behandlungen bei den Krankenkassen abzurechnen. 14 % der Patienten mit einer Depression haben in der Corona-Zeit zum ersten Mal Behandlungsangebote per Telefon oder Video genutzt. und bewerten diese größtenteils positiv. Auch im Zeitverlauf zeigt sich eine größere Akzeptanz digitaler Angebote: Beim ersten Deutschland-Barometer Depression 2017 sahen 40 % der depressiv Erkrankten Online-Programme als hilfreiche Unterstützung an, jetzt sind es 55 %.

Tipps und Anlaufstellen für Betroffene während der Corona-Beschränkungen haben wir unter www.deutsche-depressionshilfe.de/corona zusammengestellt.

Medienhinweise

ZDF 37 Grad: Ich bin noch da Suizidgedanken junger Menschen

*Triggerwarnung: Suizidgedanken*: Es ist nach wie vor ein Tabuthema, dabei ist Suizid die zweithäufigste Todesursache unter den 15- bis 25-Jährigen.

29 Min, Doku


In der Reihe Menschen hautnah: „Heute euphorisch, morgen depressiv - Arno ist bipolar“ im WDR Fernsehn.

Arno W. leidet an einer bipolaren Störung – seine Stimmung schwankt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Seit mehr als 15 Jahren stellt die Krankheit sein Leben immer wieder komplett auf den Kopf.

43:32 Min. Von Pia Huneke und Yves Schurzmann.

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